In der Zeit der GPS Uhren ist das kleine schwarze Ding am Schuh schon fast anachronistisch… möchte man meinen, aber die Daseinsberechtigung besteht weiterhin. Sei es um genaue Schrittfrequenzen zu bekommen, oder auf dem Laufband eine korrekte Distanz – mancherorts ist der FootPod unerlässlich. Doch ein paar Dinge sollte man bei der Verwendung beachten, damit kein Datenmüll dabei rauskommt…
Wie funktioniert das Ding eigentlich?
Der moderne FootPod ist eine Weiterentwicklung von Opa’s Schrittzähler aus Zeiten seiner Kur um 1965 (plusminus 20 Jahre). Dieser hatte ein mechanisches (gefedertes) Pendel mit Gewicht und Zählwerk. Bei jedem Schwingen des Beines löst das Pendel über Zahnrädchen eine Bewegung im Zählwerk aus und das war’s.
In einem FootPod ist heute kein mechanisches Bauteil mehr – er enthält typischerweise einen 3-Achs-Beschleunigungssensor der von einem Microcontroller ausgewertet wird. Die Daten werden mittels ANT+ (im Falle von Garmin) oder Bluetooth Smart (z.B. Polar) an eine Laufuhr oder ein Smartphone weiterleitet.
Bei der Garmin Forerunner 220 und neueren Garmin Wearables ist bereits ein Sensor in der Uhr integriert und soll dort sein Werk tun, was allerdings einige Tücken hat. (Das aber an anderer Stelle!)
Der Beschleunigungssensor zeichnet wie der Name schon sagt Beschleunigungen auf. Dabei ist er empfindlich für die Erdanziehungskraft und alle weiteren (nicht konstanten Änderungen der Geschwindigkeit). Beim Laufen ergibt sich durch das typische Bewegungsprofil ein entsprechendes charakteristisches Auslenkungsprofil am Sensor. In der Auftrittphase wird der Körper (und damit der an ihm befestigte Sensor) abgebremst, in der Abdruckphase wird er wieder beschleunigt. Über schlaue Algorithmen kann dann der zeitliche Abstand zwischen je zwei sich ähnelnden Auslenkungen ermittelt werden. Mittels durchschnittlicher Schrittlänge (muss ermittelt und eingegeben werden) und der ermittelten Schritte pro Minute bekommt man ganz einfach eine Geschwindigkeit (oder Pace).
Klingt einfach, warum sollte das Probleme machen?
Die Technik an sich macht erst mal keine Probleme… es ist mal wieder der Mensch der Probleme macht! *zwinker* Der Mensch hat nämlich die Eigenart sich hervorragend an die Umwelt anzupassen und so gar nicht wie eine Maschine zu funktionieren. Er läuft mal schneller mal langsamer, je nach Steigung, Temperatur und Tagesform. Mal trägt er gedämpfte Schuhe, mal Minimale. Bergab macht er kurze schnelle Schritte, Bergauf langsame ausgreifende (oder umgekehrt wenn’s dumm läuft). Da wird es für den FootPod schwierig nur mit einer Schrittlänge zu rechnen…
Wie minimiere ich die Probleme bzw. erhöhe ich die Genauigkeit?
Die einzige Art gute Daten vom Sensor zu bekommen ist die ihn vorher zu kalibrieren! Dabei ist zu beachten, dass die Kalibrierung unter den gleichen Bedingungen statt finden sollte, wie die spätere Nutzung.
Wenn ich vorhabe auf dem Laufband gemütlich einen 10K-Lauf zu absolvieren, dann sollte ich mit dem FootPod vorher bei der gleichen Geschwindigkeit draußen kalibrieren.
Die Genauigkeit leidet einigermaßen, wenn ich den Sensor bei einer 400m Runde auf der Tartanbahn mit 3:30/km kalibriere und später dann meinen 10K gemütlich bei 6:00/km abspule. Das soll nicht heißen, dass überhaupt keine vernünftigen Daten raus kommen, aber es geht auf jeden Fall genauer – sollte jeder mal ausprobieren um ein Gefühl dafür zu bekommen.
Laufe ich statt dessen meine 400m Runde bei 6:00/km dann werde ich feststellen dass ich bei dieser Geschwindigkeit immer eine für mich charakteristische Trittfrequenz und Schrittlänge habe. Diese wird sich auf dem Laufband (wenn die Geschwindigkeit des Laufbands halbwegs stimmt) bei 6:00/min ebenfalls einstellen und ich kann dann anhand dieser Werte auch eine realistische Distanz und Pace aufzeichnen.
Und wenn ich es nicht tue?
Tja, dann öffnen sich die Pforten zur Läuferhölle und reißen einen in den Abrund – in endlose Parks mit Rollator-Piloten, giftigen kleinen Hunden und Stockschwingern welche die schmalen Wege säumen, auf denen sich alle 10 Meter die Sonne mit Hagel, Starkregen, Blitzeis und Pollenflug ablöst – kein Biergarten am endlosen Horizont und vor allem: die Pace wird immer 1:30 langsamer gestoppt als tatsächlich gelaufen… *muahahahshhohohooohoooooo*
Spaß beiseite: wenn ich meinen FootPod halbwegs kalibriert habe, dann kommen auch brauchbare Werte heraus. Garmin sorgt bei seinen neueren Uhren ohnehin dafür dass bei jedem Lauf mit GPS und FootPod die Schrittlänge neu berechnet wird. Sie ist dann ein Durchschnittsergebnis aus allen beim Lauf absolvieren Trittfrequenzen, Geschwindigkeiten und so weiter.
Sprich: durchschnittlicher Lauf ergibt durchschnittliche Kalibrierung, die bei erneutem durchschnittlichen Lauf eine durchschnittliche Genauigkeit ergibt. Man darf halt nicht auf 10m Genauigkeit hoffen (oder auf 100m).
Verstanden. Und wie mach ich das jetzt mit der Kalibrierung?
Das vorgehen ist mit Hilfe der GPS-Funktionen moderner Uhren ein Kinderspiel:
- Schuhe anziehen
- FootPod an den Schnürsenkeln befestigen
- Sensor zu Uhr koppeln
- Uhr starten
- Loslaufen
- Mindestens 300m laut Garmin – ich empfehle eher 800-1000m (GPS-Signal ist auch nicht überall super)
- Uhr anhalten
- Einheit speichern
- Im Menü unter den Sensoreinstellungen die neue Schrittlänge ablesen (und evtl. wieder vergessen).
Anschließend einfach bei jedem Lauf ohne GPS den Sensor verwenden und gut. Immer daran denken, dass die Geschwindigkeit, der Laufschuh, die Tagesform etc. einen Einfluss haben – also die Kalibrierung immer mal wieder durchführen wenn sich die Bedingungen maßgeblich geändert haben (wenn von den Hoka One One Sofaschlappen auf die Vibram FiveFingers gewechselt, oder von Asphalt auf Trail umgestiegen wird, oder, oder, oder).
Diese Kalibrierungen kann ich mir natürlich in ein Büchlein notieren, zusammen mit einigen Daten zum Lauf (Pace, Profil, Intervall etc.) – so kann ich später genau diesen Kalibrierwert wieder eingeben wenn ich im Fitnessstudio stehe und von dem aktuell kalibrierten 10K kurzfristig noch auf ein schnelles Intervall zu wechseln möchte, welches ich vielleicht von vor 3 Wochen in meinem Büchlein stehen habe. Jaähhhmmm wer’s braucht… ähmm… ja…
Nachträgliche „Kalibrierung“/Anpassung
Bin ich einmal nicht zufrieden mit den Werten, welche meine Uhr anzeigt – Laufband zeigt 5km, Uhr zeigt 4,6km; Pace ist entsprechend auch langsamer etc. – dann kann ich immer noch nachbessern, sobald die Werte auf Garmin Connect sind (so stimmt wenigstens das Trainingstagebuch, wenn auch nicht die Werte auf der Uhr).
Dazu wechsle ich zur Aktivität und trage jetzt für die 4,6km die vom Laufband angezeigten 5km an und schwupp: passt Garmin Connect auch die entsprechenden Geschwindigkeiten usw. an. Sehr schöne Sache! In den Statistiken berechnet Garmin Connect dann auch die Schrittlänge passend neu – den Wert den ich jetzt wiederum in den Sensoreinstellungen der Uhr anpassen könnte, wenn ich wollte.
Fazit
Ich denke jedem ist klar geworden auf was es bei der Verwendung von einem FootPod ankommt. Ich für meinen Teil habe ihn immer am Schuh – auch bei Läufen mit GPS – weil ich so eine zuverlässige Trittfrequenz bekomme. Mein Sensor ist daher immer relativ brauchbar kalibriert und ich kann ihn jederzeit verwenden wenn ich ins Fitnessstudio gehe.
Eins muss aber klar sein: es hat einen Grund warum es GPS-Uhren gibt – gerade auf langen Strecken summieren sich die Fehler am FootPod stärker auf als es jede GPS-Signalschwankung normalerweise könnte. Daher: Werte vom FootPod mit Vorsicht genießen und nicht ärgern.
So, dann mal raus hier…
Gruß,
Andi
Ich verwende für mein Indoor Lauftraining einen Kettler Unix Crosser. Dabei wird nicht auf einem rollenden Band gelaufen, sondern an zwei Rollen eine Schrittbewegung durchgeführt. Der Kettler hat leider keine PC Schnittstelle und so bekomme ich die Daten nicht direkt auf mein Strava Portal. Die Aufzeichnung des Trainings mit meiner Garmin Fenix3 bringt keine zurückgelegte Entfernung in die Datei. Jetzt bin auf den Garmin Footpod gestoßen und kann nirgendwo finden ob er auch funktioniert wenn kein Bodenkontakt nach jedem Schritt stattfindet.
Weißt Du hier darüber etwas? Danke für Deine Antwort im Voraus und sportliche Grüße.
Guten Morgen Rudolf,
dein spezielles Trainingsgerät kenne ich leider nicht, aber aus meiner Erfahrung mit den Ellipsentrainern und Crosstrainern im Studio kann ich sagen, dass der Footpod nur leidlich funktioniert und von Genauigkeit und Zuverlässigkeit leider keine Rede mehr sein kann. Soll heißen absolut unbrauchbar, so Leid es mir tut. Durch den eingeschränkten Bewegungsumfang bzw den fehlenden „Aufprall/Schock“ auf dem Boden kann wohl ein Schritt nicht zuverlässig vom nächsten unterschieden werden.
Noch schlimmer wird es bei der Verwendung des integrierten Sensors in der Fenix3, FR920XT oder FR220. Diese zeigen schon bei normalem Gehen auf dem Laufband so gut wie nie irgend etwas brauchbares an, daher kann ich deine Überlegung nachvollziehen. Ich fürchte aber, dass der Footpod in deinem Fall wie bei mir auf dem Ellipsentrainer nicht gut funktionieren wird.
Allerdings geht probieren über studieren – vielleicht kannst du dir von einem Bekannten einen Pod leihen, oder bestellst einen bei Amazon und machst im Zweifel von deinem 14tägigen Rückgaberecht gebrauch. Evtl bietet dir auch der RunnersPoint deines Vertrauens diese Möglichkeit – fragen kann man ja mal 😉
Viele Grüße aus dem Urlaub,
Andi