Gedächtnislauf Würzburg 2015

Im Jahr 1945, genauer am 16. März, mussten viele Bewohner von Würzburg vor dem Bombardement der Alliierten Truppen flüchten bei dem damals ein großer Teil der Stadt zerstört wurde. Ein von der Laufgemeinschaft Würzburg unter Schirmherrschaft des Bürgermeisters ausgerichteter Lauf soll an diesen traurigen Tag erinnern. Zusammen mit vielen Einheimischen und Weit-gereisten war ich dabei am 14. März 2015.

Auf den Lauf stieß ich mehr durch Zufall als ich auf der Suche nach möglichen Wettkämpfen im Frühjahr war. Ich wollte ein wenig meine Kondition testen und sehn, wie fit ich über den Winter geblieben bin. Auf der Seite der Laufgemeinschaft standen nur einige wenige Informationen über den Lauf, aber ich dachte ich kann bestimmt nicht viel falsch machen es mal zu versuchen.

Strecken und Ziele Flyer
Strecken und Ziele FlyerStrecken und Ziele Flyer

Der Gedächtnislauf – auf der Urkunde später auch als Hoffnungslauf bezeichnet – war als Spendenlauf ausgerichtet, völlig unkompliziert mit Zeitnahme ohne Chip, dafür mit mehreren Streckenlängen zur Auswahl: ~10km bis Margetshöchheim, ~21km bis Himmelstadt, ~28km bis  Karlstadt und satte ~44km bis Gmünden. Die Ungefähr-Zeichen kommen nicht von ungefähr, da es sich nicht um eine DLV-vermessene Strecke mit offiziellem Reglement etc. handelte. Darauf kam es aber auch nicht an.

Für mich und meine Leistungsklasse kam nur der 10K in Frage (ich wäre auch nur 5K gelaufen, aber der war nicht im Angebot *zwinker*) den ich aber vom Gefühl her gut bewältigen könnte, wie ich mir dachte. Anmeldung online abschicken und gut darauf vorbereiten, war also angesagt.

Wettkampftag

Mit meiner Freundin fuhr ich am Wettkampftag schon früh nach Würzburg – sie wohnte den ganzen Tag einer Weiterbildung bei und ich wollte mir ja anderweitig die Zeit vertreiben.

Ich hätte also noch massig Zeit gehabt mich im VW Bus ein wenig auszuruhen und zu entspannen, blablablaaaa… wäre da nicht dieser nervige graue Gewebeklumpen hinter der Stirn gewesen, welcher fortwährend  Nervosität verbreitet hat und mich dann doch dazu überredete mal zum Start zu gehen, mir das ganze schon mal anzuschauen und vielleicht noch nen Kaffee zu trinken.

Vorgeplänkel

Also gut – erst mal zur Rathaus. Hier sollte später um 11:00 Uhr der Start erfolgen. Vorher gab es hier auch die Startnummern und für jeden interessierten Läufer auch ein alkoholfreies Weizen vom Sponsor „Kapuziner-Bräu“ – letzteres Verkniff ich mir allerdings.

Morgens ganz früh vor'm Rathaus
Morgens ganz früh vor’m Rathaus

Die Startnummernausgabe war gut besetzt und ausgezeichnet organisiert. Da es sich um einen Spendenlauf handelte, dessen Einnahmen dem Kolping-Werk zugute kommen sollten, konnte jeder selbst entscheiden, wie viel er bereit war für den Start zu entrichten. Ich entschied mich eine Spende von 15 Euro und bekam prompt auch eine Spendenquittung über den Betrag (mit der ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hätte *grins*).

Anschließend muss ich ich mir noch recht lang die Zeit vertreiben, so ging ich auf einen Cappuccino am nahegelegenen Marktplatz – wo viele Buden für das Frühlingsvolksfest aufgebaut waren. Es muss gesagt werden, dass es zu diesem Zeitpunkt ar… ähm arg kalt war und ziemlich zugig. Daher war ich sehr froh mich mit dem Cappuccino aufgewärmt zu haben, als ich mich wieder zurück zum Rathaus und dem nun auf vollen Touren laufenden Trubel bewegte.

Der Marktplatz - Ausläufer des Frühlingsfests
Der Marktplatz – Ausläufer des Frühlingsfests

Das halbe Rathaus war innen von Läufern bevölkert die sich umzogen, unterhielten, dehnten, tippelten oder wie ich ihre Startnummer zurecht fummelten. Ich fand noch einen Sitzplatz auf der inneren Treppe und atmete ein wenig durch.

Nochmal meditieren bevor es los geht
Nochmal meditieren bevor es los geht

Irgendwann war dann die Zeit gekommen, sich ein wenig warm zu laufen – und das war an diesem Tag wirklich nötig! Also draußen an den Hacken von ein paar anderen Läufern ein paar Runden ums Rathaus und den Marktplatz gedreht und anschließend in das Startfeld eingereiht.

Schon auf dem Weg zum mittleren Teil des Feldes traf ich einen Arbeitskollegen – Patrick Hantschel – der wohl auch grade warm war aber um nicht auszukühlen sofort wieder nach drinnen wollte. Wir wechselten also nicht viele Worte und ich blieb weiter draußen an der frischen Luft stehen, denn mittlerweile war mir tatsächlich angenehm warm.

Noch ein bekanntes Gesicht trat kurz drauf auf mich zu – Patric Dinkel – ein ehemaliger Arbeitskollege der eine Ortschaft weiter wohnt und den ich hin und wieder mal beim Einkaufen treffe. Er hatte sich die 21km vorgenommen und sah fit aus. Wir unterhielten uns kurz und wünschten uns Glück, dann reihte er sich ein Stück weiter vorne ein, als der stellvertretende Bürgermeister Anstalten machte, den Lauf mit dem elften Glockenschlag der Kirche starten zu lassen. Einen von beiden sollte ich später auf der Strecke noch einmal treffen – der andere sollte mich erst eine ganze Zeit später auf andere Art überraschen.

Und los gehts…

Nach dem der letzte Glockenschlag verklungen war setzte sich das Feld langsam in Bewegung… wirklich langsam… Gletschermäßig… doch dann kam Schwung in die Sache: zweimal rechts und dann über die Alte Mainbrücke unter den interessierten Blicken von zahlreichen Flanierern.

Ich fand meine Pace recht schnell – ungefähr 5:15/km und zog dann immer häufiger an „Schnellstartern“ vorbei bis sich nach etwa zwei Kilometern das Feld stabilisiert hatte.

Die Strecke zu diesem Zeitpunkt auf dem Fuß- und Fahrradweg am Mainufer entlang, die Temperatur war weiterhin frisch aber fühlte sich nun genau richtig zum Laufen an.

Die Strecke von Würzburg nach Margetshöchheim
Die Strecke von Würzburg nach Margetshöchheim

Plötzlich entdeckte ich vor mir Patric Dinkel wieder und schloss zu ihm auf. Er fragte mich ob ich alleine hier sei, was ich bestätigte. Er meinte nur „Jetzt nicht mehr“. Er lief die gleiche Pace, die gleiche Schrittfrequenz und ich denke wir haben uns gegenseitig ein wenig gepuscht.

Bei Kilometer 6 etwa meinte er ich könne ruhig schneller laufen, er hätte ja noch einiges mehr vor sich bis zum HM. Ich meinte nur grinsend zu ihm, dass ich tatsächlich nur so lahm bin. Zwischen Kilometer 7 und 8 hatte ich allerdings ein gutes Gefühl uns setzte mich dann doch ab.

Ich erschrak als ich bereits beim Piepsen meiner Uhr für Kilometer 9 das Ziel des 10K Laufes sah… das konnte noch nicht sein… aber gut – Endspurt und richtig durchgezogen… Tatsächlich… Finish. Luft, Schaufen, Blut, Rauschen… Puhhh…

Finish

Wie meine Uhr anzeigte waren es etwa 9.5 km anstatt 10 aber es stand ja auch nirgends etwas von „offiziell vermessen“… Egal… boaaahhh Kuchen!!! Die Organisation hat für warmen Tee und Kuchen gesorgt! Erste Klasse! Beides sehr lecker.

Mjammi Kuchen!
Mjammi Kuchen!

Heimwärts

Nachdem ich mich mit Kuchen und Tee gestärkt und aufgewärmt hatte, trat ich den Heimweg an – die Organisatoren hatten die Busverbindungen ausgehängt und die Bushaltestelle war schnell gefunden. Von Margetshöchheim zurück nach Würzburg HBF, dann noch ein kleiner Spaziergang bis zum Parkplatz und Ende eines schönen und erfolgreichen Tages.

Am nächsten Morgen waren die offiziellen Ergebnisse online.

Ergebnisse Gedächtnislauf 2015
Ergebnisse Gedächtnislauf 2015 – Platz 24 – Platz 6 AK

Mit einer Zeit von 50:35 und Platz 24 von 152 war (und bin) ich super zufrieden. War ja mein erster Lauf über diese Distanz und hat sehr gut geklappt. In der Altersklassenwertung bin ich Platz 6 (von 11). Eine schöne Urkunde gab’s ebenfalls…

Gedächtnislauf 2015 Urkunde
Gedächtnislauf 2015 Urkunde

Fazit

Für mich war der Lauf eine ganz tolle Erfahrung! Gut organisiert, nicht zu elitär, viele Teilnehmer und schönes Umfeld. Ich denke es war auf jeden Fall nicht das letzte mal, dass ich hier mit gelaufen bin.

Viel Spaß beim Laufen,
Andi