ebmpapast | marathon - Ende Gelände

20. ebmpapst marathon | 10K

Eigentlich sollte ja der 25. Messelauf in Königshofen mein letzter 10K für dieses Jahr werden, aber nachdem mein Kollege meinte, er hätte an diesem Wochenende keine Zeit und würde daher die Woche vorher beim ebmpapst marathon einen HM laufen, das wäre eine tolle Veranstaltung,  habe ich mich auch um entschieden und mir dieses bunte Treiben mal angeschaut.

Der von ebmpapst gesponsorte Marathon ist in der Umgebung ein ziemliches Großereignis, mit großartiger Organisation, toller Stimmung, kleiner Läufermesse und jeder Menge Volksfest außen rum!

Samstag – Die Startunterlagen

Das alles nimmt man natürlich erst Sonntags nach dem Lauf richtig wahr, nachdem man Samstag Nachmittag verschämt nervös in die Turnhalle geschlichen ist (natürlich vor der Zeit) um seine Startunterlagen abzuholen. Diese gibt es inklusive eines Starter-Bags mit jeder Menge netter Kleinigkeiten, vom Energie-Riegel bis zu Flyern für die nächsten Läufe – und dann noch ein sehr schickes Funktionsshirt. „Einer siegt, alle gewinnen“ steht drauf – nettes Motto.

ebmpapast | marathon - Die Startunterlagen
ebmpapast | marathon – Die Startunterlagen

Betrieb ist auf dem Gelände zu dem Zeitpunkt am Samstag noch nicht viel, was sich aber etwa eine halbe Stunde später ändert, als ganze Rudel von Stockträgern auf das Gelände strömen. Der Nordic-Walking Start ist um 15:00 Uhr und es sind etwa 480 Teilnehmer, die sich in der Startaufstellung gegenseitig die Stöcke in die Füße spießen. Von einem Publikum hingegen ist dagegen nicht viel zu sehen – schade für die Starter.

Ich watschel nochmal kurz durch die Läufermesse – es gibt Schuhe in allen Formen und Farben von fast allen großen Herstellern und natürlich Energie aus Tube und Beutel – und mache mich dann auf den Heimweg.

Sonntag – Das Rennen

Der Start des 10 Kilometer-Laufes ist bereits um 8:55 Uhr, also geht zeitig der Wecker um dem größten Durcheinander zu entgehen. Nach dem obligatorischen Wettkampf-Porridge zum Frühstück schnappe ich meine Tasche und meine Freundin – diese ob der frühen Stunde nicht besonders wohl gelaunt – und setze mich ins Auto.

Ich habe Glück mit einem Parkplatz auf P1, denn alle ausgewiesenen Parkplätze (weiter weg) vorher füllen sich schon zusehens. Es gibt nicht viel zu tun außer schon mal Richtung Gelände zu gehen. Ich bin mit ein paar Kollegen verabredet die im Vorfeld noch ein Gruppenfoto machen wollen. (Da sie alle Halbmarathon laufen ist davon auszugehen, dass sie lieber jetzt das Foto mit lächeln machen wollen, als hinterher mit entstellten Gesichtszügen *zwinker*)

ebmpapst marathon | Die Wittensteinler
ebmpapst marathon | Die Wittensteinler

Demnächst ist der Start und ich beginne mich warm zu laufen. Ich bekomme davon schon fast Schweißausbrüche trotz der aktuell vorherrschenden 18°C weil so viele Leute unterwegs sind, dass man Haken schlagen muss.

Noch 10 Minuten. Ich stelle mich in die Startaufstellung in die Nähe der 50 Minuten-Markierung weil das heute mein Ziel sein soll. Meine Freundin steht hinter der Absperrung und winkt mir zu. Es kann los gehen. Die Uhr ist bereit, die Schuhe sind geschnürt.

Countdown und Los

Der Sprecher beginnt die Sekunden laut herunter zu zählen und hunderte Hände wandern zu hunderten Laufuhren. Der Startschuss ertönt und die Welle setzt sich langsam in Bewegung – Nettozeitnahme, kein Grund zu Hektik! Ich starte mein externes Läufergehirn bei Überquerung der Zeitnahmematte und versuche auf die geplante Pace zu kommen.

ebmpapast | marathon - Auf dem ersten Kilometer
ebmpapast | marathon – Auf dem ersten Kilometer

Zuerst geht es eine lange Gerade entlang die nach einer Links- und einer Rechtskurve leicht bergan über eine Brücke führt. Auf diesem Weg wird der Kocher überquert und anschließend folgen wir seinem Verlauf auf der L1045 Richtung Weißbach.

Das Leiden beginnt…

War es bis jetzt angenehm wolkig und trüb, schält sich nun die Sonne zwischen den Wolken durch und füllt die Luft mit Feuchtigkeit. Ob es nun wirklich viel wärmer geworden ist, oder es mir nur so vorkommt, als ich mit einer Pace von 4:50 bergauf dem Läufer mit dem 50min-Schild auf dem Rücken folge kann ich nicht sagen. Für mich hat es jetzt gefühlte 24°C und ich schwitze.

Endlich ist die Steigung zu Ende und es geht leicht bergab – ich lasse es weiter „rollen“ und meine Pace wandert vorübergehend in den Bereich 4:40-4:45. Die erste Verpflegungsstation nach 3km ignoriere ich (ein Fehler im Nachhinein betrachtet!), denn es läuft ganz gut und ich habe keinen Durst.

Party-Hochburg

In Weißbach ist Party-Stimmung – am Straßenrad stehen zahlreiche Zuschauer und eine Trommel-Kombo ballert flotte Rhythmen auf die Felle ihrer Djemben. So langsam merke ich, dass ich mir vielleicht etwas viel vorgenommen habe. Der 50min-Mann (~M45) ist etwa 10m vor mir und ich versuche ihn nicht zu verlieren.

Nach Weißbach kommt nach einem Kilometer der Wendepunkt für uns 10K-Läufer. Es ist wirklich anstrengend um so ein dummes Hütchen herum zu rennen und dann wieder in Tritt zu kommen. Die 5km-Marke passiere ich mit 24:36min vollster Zufriedenheit aber angestrengt.

2015.09.13 08-55-18 Niedernhall, Baden-Württemberg, Germany (Running)
2015.09.13 08-55-18 Niedernhall, Baden-Württemberg, Germany (Running)

Es geht zurück nach Weißbach und dort über die Kocherbrücke auf die andere Seite des Tals. Ich schaue auf die Uhr und habe etwa 6.5km hinter mir – und meine Pace ist auf etwa 5:00 abgesunken – ich bin schon etwas fertig und mein Hals ist trocken – ganz im Gegensatz zur Luft um mich herum – und mir ist viel zu warm.

Bei Kilometer 7 gibt’s endlich Wasser. Ich gehe ein paar Schritte, trinke 2-3 Schluck (unter großen Husten und Prusten) und drücke mir einen Schwamm auf den Kopf – bringt fast nix. Ich laufe wieder los.

Over the hills and far away…

Es wird langsam hügelig Richtung Niedernhall und meine Oberschenkel brennen und sind ziemlich hart. Auch die Puste geht mir ein wenig aus. Tja – das war wohl doch nicht genug Training im Vorfeld – zumindest nicht für eine Sub-50-Zeit. An einem Anstieg muss ich noch einmal kurz gehen (vielleicht 50-100 Meter – das kostet Zeit) weil mir jemand die Beine mit Beton ausgegossen hat.

Ich reiße mich wieder am Riemen und gebe noch mal Gas – trotzdem lassen Kilometer 7 mit 5:23 und 8 mit 5:43 die Tendenz erahnen – der Puffer vom Anfang ist schon mehr als aufgebraucht – trotzdem: weiter beißen.

Kurz vor Niedernhall sieht man schon die Stadtmauer auf sich zu kommen bzw. umgekehrt natürlich es fühlt sich nämlich zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht mehr so an, als würde gerade die Landschaft unter einem hinweg gleiten. Auf dieser Gerade kurz vor der Stadt steht auch meine Freundin und die Freundin eines Kollegen, Lisa, und feuern mich an… das gibt ein wenig Rückenwind… leider ist der recht schnell aufgebraucht, weil nach einer Rechtskurve die Strecke an der Stadtmauer entlang bergauf führt und ich zur Gletschergeschwindigkeit gezwungen werde.

Doch auch dieses Tief geht vorbei und der Start-Ziel-Bereich kommt endlich in Sicht. Ein kurzes Stück bergab und eine Rechtskurve und ich laufe auf der Zielgeraden – die mir sehr viel länger vor kommt als beim Start. Ich beiße nochmal die Zähne zusammen und ziehe die Pace zum Schlussspurt an. Hunderte Zuschauer die klatschen und jubeln stehen rechts und link – das treibt einen wirklich immens an.

ebmpapast | marathon - Zieleinlauf 10K
ebmpapast | marathon – Zieleinlauf 10K – ich bin ziemlich im Eimer!

Ziel

Endlich kommt die Zeitnahmematte! Ich bin platt! Ich bin absolut kaputt und meine Oberschenkel haben die Konsistenz von Stahlträgern – das gefühlte Gewicht übrigens auch.

Mein erster Gedanke ist „warum tu‘ ich mir sowas an, ich könnte auch einfach locker zum Spaß draußen rum rennen und mich anschließend auf die Couch legen“… der zweite „warum hab ich Depp mich nächste Woche am Messelauf überhaupt für den 5K angemeldet, da hab ich ja mal sowas von keinen Bock drauf!“… dann wird meine innere Stimme langsam von einem Becher alkoholfreiem Weizen besänftigt.

Ich schaue auf die Uhr. Das ich die 50min nicht geknackt habe wusste ich schon unterwegs. Jetzt stehen 51:22 auf der Uhr – offizielle Zeit 51:24. Tja, da muss ich wohl das nächste mal mehr trainieren – aber hey, eigentlich gar nicht schlecht! Meine bisherige Bestzeit war 52:01 – also war ich immerhin ne halbe Minute schneller (auch wenn ich am Ende verhungert bin)!!

Und da schau an – es gibt sogar für jeden eine Finisher-Medaille (die ich mir später in der Turnhalle – weil meine erste – mit meiner Zeit gravieren lasse)! Das ist doch mal echt cool. Ach eigentlich war es doch echt gut, auch wenn ich mein – zugegebenermaßen hochgestecktes primäres Ziel (in Bezug zum Training) – nicht erreicht habe. Ach ja – und die ersten 5 Kilometer waren nur um etwa 15 langsamer als meine bisherige 5K Bestzeit… es besteht also noch Hoffnung für mich

ebmpapast | marathon - Ende Gelände
ebmpapast | marathon – Ende Gelände

Anfeuern für Fortgeschrittene

Meine Freundin hat mittlerweile auch den Weg zu mir gefunden und ich trinke aus meiner mitgebrachten Flasche ein wenig ISO-Getränk während wir dorthin zurück laufen, wo sie mich vor der Stadt angefeuert hat. Dort steht nämlich noch Lisa, die Freundin von meinem Arbeitskollegen Micha, der beim Halbmarathon unterwegs ist.

Wir klatschen gemeinsam kräftig allen Läufern zu bis Micha kommt den wir ebenfalls quasi frenetisch anfeuern um uns dann erneut auf den Wegs ins Ziel zu machen. Auch er hat gegen Ende etwas nachgelassen, war aber trotzdem sehr gut unterwegs und kam ebenfalls mit einer persönlichen Bestleistung ins Ziel.

After-Race-Bummeln

Während Micha und Lisa sich recht bald vom Acker/Sportplatz machen, weil sie noch zum Essen eingeladen sind, schlendern wir noch ein wenig über das „Volksfest“ und genehmigen uns Eiweiß und Kohlenhydrate in Form von leckeren Schnitzelbrötchen.

Ein riesiges Kletternetz ist an einem Kran aufgebaut, große Luftkugeln gefüllt mit kleinen Menschen rollen und taumeln über Planschbecken, zünftige Musik ertönt aus dem Festzelt, Gerüche von Schnitzeln, Pommes, Bratwurst, Crêpes und Kuchen wehen über das Gelände. Doch meine Beine sind immer noch platt und vom „rum watscheln“ wird es nicht besser – von den Blasen (beidseitig, seitlich am Großzehengelenk) ganz zu schweigen die ich mir geholt habe, weil ich meine Schuhe wohl etwas zu lasch  gebunden habe.

Schließlich machen wir uns auf dem Heimweg von dieser großartigen Veranstaltung. Sicher werde ich nächstes Jahr auch wieder dabei sein… JAAAA… von „warum tu ich mir das an“ bis zu „so geil, da mach ich wieder mit“ dauert es beim 10K-Lauf tatsächlich nur etwa eine Stunde und ein Schnitzelbrötchen lang *zwinker*.

Ich muss mir jetzt nur überlegen wie ich das dann mit dem Messelauf mache… dieses, sowie nächstes Jahr… hmmm… naja – jetzt erst mal Couch, der Rest wird sich weisen.

Viele Grüße,
Viel Spaß beim Laufen,
Andi

P.S.: Ach ja – ne Urkunde gab’s auch noch…

ebmpapst marathon | 10K Uhrkunde
ebmpapst marathon | 10K Uhrkunde

Immerhin 359ster von 1334 Startern und Starterinnen, 328ster von 880 Männern und 44ster von immerhin 109 M30ern.

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